Zachersmühle, Adelberg

Stuttgarter Stadtanzeiger, 29.08.2006


»Alternativ« hat sich etabliert

Adelberg (ar). Einen gemeinsamen Nutzen miteinander und voneinander erzielen, dieses Ziel stand im Vordergrund der 1985 zum einen als Gaststätte, zum anderen als Kulturforum in Betrieb genommenen Zachersmühle. So können hier beispielsweise bildende Künstler provisionsfrei ausstellen. Eine Möglichkeit, die bekannte - darunter Hans Nübold oder der Geislinger Bruno Nagel, heute in Berlin ansässig - ebenso wie unbekannte und Hobbymaler gleichermaßen nutzen. Derzeit können hier die Werke des Ebersbacher Künstlers Dieter Roos, der jetzt in Brasilien lebt, besichtigt und käuflich erworben werden.
Aber auch mit Live-Konzerten und anderen Angeboten hat sich die Idee der Verbindung von Gastronomie und kulturellen Veranstaltungen bis heute gehalten. Und das trotz des wachsenden Wettbewerbs auf diesem Gebiet. »Wir versuchen, stets am Puls der Zeit zu sein - und auch da den anderen immer einen kleinen Schritt voraus«, so Angelika Holzer, die Frau der ersten Zachersmühlen-Stunde.

Nachfolgend die ausführliche Meldung:

Zachersmühle in Adelberg: Mitte der 1980er Jahre wagte eine kleine Gruppe ein Konzept, das bis heute erhalten blieb

Kultur gepaart mit Gastronomie

Bereits seit mehr als 20 Jahren lebt in Adelberg eine kleine Gruppe von Menschen ihre Idee.

Von Adriana Rossi, August 2006

Wie schon Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 bis 1916) in ihren Aphorismen bemerkte: »Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit.« So stellt sich auch die Geschichte des Kulturförderkreises Zachersmühle dar: Angelika Holzer, zweiter Vorstand in diesem Verein, war früher als Kunsthandwerkerin in Boll tätig. Damals hatte die studierte Designerin mit abgeschlossener Handweblehre auch ein Lädchen, in dem sich immer wieder Kunden zu einem Plausch bei Tee oder Kaffee einfanden. »Im Prinzip war das schon der erste Schritt zur Gastronomie in Verbindung mit Kultur«, so Holzer. Wirklich forciert wurde die Umsetzung dieses Gedankens dann zusammen mit einem Künstlerfreund aus Berlin. Bei der Suche nach einem geeigneten Objekt kamen die Beiden auf die renovierungsbedürftige Zachersmühle, die samt dem Gelände zum Verkauf stand. »Aber dieses Anwesen war für uns allein viel zu groß und zu weit weg vom Schuss.« Doch der Charme, der von diesem Flecken Erde bei Adelberg ausging, war stärker. Also machten sich die zwei Idealisten auf die Suche nach Gleichgesinnten. Und tatsächlich: am Ende hatten sich insgesamt sechs Menschen zusammen gefunden, die den Kaufvertrag unterschrieben.

Die Gaststätte hatte bereits vorher bestanden - sie sollte das Zentrum dieses ganzen Projekts bilden, um sie herum sich Werkstätten, Büros und dergleichen mehr ansiedeln. »Klingt ein wenig nach Öko-Kommune, dabei war 1985 die alternative Szene eigentlich schon am Ausklingen«, bemerkt Holzer.

Aus Gründen der Liquidität galt es, zuerst das Lokal um- und das Nebenzimmer auszubauen sowie das Dach des denkmalgeschützten Gebäudes zu erneuern. Gleichzeitig wurde der Förderkreis gegründet, so dass die Beteiligten ihre drei wirtschaftlichen Bereiche - die Rechtsform um die Gaststätte, den Verein und ihre eigene freiberuflich-künstlerische Tätigkeit - von Anfang an klar voneinander abtrennen konnten.

Die erste Veranstaltung bestritt die Band „Rosa Fussel“ - heute wahrscheinlich nur noch einem ausgewähltes Publikum bekannt. Wer es hingegen inzwischen zu Ruhm und Namen gebracht hat, damals jedoch noch vor kleinem Auditorium auftrat: »Badesalz« sowie Hubert von Goisern.

» Vor allem die erste Zeit war sehr schwierig«, erinnert sich Holzer. So fand beispielsweise ein mehrfacher Wechsel unter den Verantwortlichen statt. »Dennoch sind aus der ganz ursprünglichen Gruppe heute immer noch drei mit dabei. In den 1990ern gesellte sich ein weiterer dazu.« Auch im Vorstand des Förderkreises spiegelt sich diese Konstellation wider. »Allerdings ginge das alles ohne die Zusammenarbeit mit anderen Menschen, die dieses Konzept mitleben wollen, nicht.«

Aber auch später gab es immer wieder spürbare Wandel: »Anfangs hatten wir relativ viele ›Nur-Konzerte‹, dann kamen Comedy und Kabarett hinzu. Der Beginn wurde damals von dänischen Zirkusleuten gemacht.« Dazu gesellten sich Open Air Kino-Vorstellungen, die sommerlichen Lichterfeste, die winterlichen »Candlenights«. Selbst Techno-Partys wurden in der Zachersmühle schon abgehalten. Seit 1997 gibt es zudem Tango- und Salsa-Kurse, möglichst originalgetreu, wie in Argentinien beziehungsweise auf Kuba.

Doch bei allen Veränderungen, eine Sache galt immer: »Auftritte von Berühmtheiten ebenso wie unbekannten Künstlern und Gruppen zu ermöglichen, sie zu fördern und ihnen eine Plattform zu bieten.«

Das aktuelle Programm und weitere Infos finden sich unter www.zachersmuehle.de.

(ca. 4.700 Anschläge)


 

LOCATION

Zachersmühle
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